Vor vier Jahren mobilisierte der zweite landesweite Frauenstreik eine halbe Million Menschen. Seither gab es nicht nur Fortschritte, sondern auch Rückschritte in Sachen Gleichstellung. Eine breite Koalition von Organisationen will die Forderungen nach Respekt, mehr Zeit und mehr Lohn am 14. Juni auch in Graubünden wieder auf die Strasse tragen.
In Chur kam es vor vier Jahren gar zu einer der grössten Demonstrationen je, wie das feministische Kollektiv am Freitag mitteilten. Seither hat sich in Graubünden einiges bewegt: Der Grosse Rat hat einen Aktionsplan Gleichstellung überwiesen, im kantonalen Parlament ist der Frauenanteil von einem Fünftel auf einen Drittel gestiegen, die familienexterne Kinderbetreuung erhält mehr Geld und für Opfer von Gewalt gibt es am Kantonsspital neu eine kostenlose und vertrauliche «Sprechstunde Forensic Nursing» zur Dokumentation der Verletzungen als Beweismittel.
Rückschläge und Stillstand
Doch es gab auch Rückschläge. So hat das Schweizer Stimmvolk letzten Herbst gegen den Willen der Mehrheit der Frauen eine Erhöhung des Frauenrentenalters beschlossen. Und dies trotz der weiterhin massiven Benachteiligungen der Frauen bei den Löhnen (durchschnittlich 18% weniger Lohn als Männer) und Renten (durchschnittlich 37% weniger Rente). Auch in der Schweiz wird das Recht angegriffen, über den eigenen Körper zu bestimmen. So sammelt die SVP Unterschriften, um die Möglichkeiten des Schwangerschaftsabbruchs einzuschränken. Konservative und rechtsradikale Kreise hetzen gegen Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche, welche sich mit dem Thema Geschlecht befassen. Und häusliche und sexualisierte Gewalt hat zugenommen.
Demo um 17 Uhr auf dem Arcas – violett, laut, alle willkommen
Die Forderungen nach Respekt, mehr Zeit, mehr Lohn sind vor diesem Hintergrund leider genauso aktuell wie vor vier Jahren. Das Feministische Kollektiv (zuvor Frauenstreikkollektiv) Graubünden und weitere Organisationen und Netzwerke wie die Frauenzentrale Graubünden, Khur Pride und diverse Gewerkschaften, Berufsverbände und Parteien rufen deshalb am feministischen Streiktag vom 14. Juni 2023 zu einer bunten und lauten Demonstration auf.
Die Demonstration startet um 17 Uhr auf dem Arcas in Chur. Zuvor gibt es Musik mit der Singer-Songwriterin Maryon Capararo Castro, um 15.24 Uhr Lärm gegen Lohn- und Rentenungleicheit und um 16 Uhr ein feministisches Speeddating. Nach der Demonstration stehen diverse Reden und ein Ausklang in der Werkstatt auf dem Programm. Am feministischen Streik sind alle willkommen. «Etwas Violettes anziehen und Lärminstrumente mitnehmen», so die Empfehlung des Feministischen Kollektivs. Wer nicht nach Chur kommen kann, soll ein kämpferisches Foto an die Streikzentrale mailen: [email protected]
Im Vorfeld des feministischen Streiks diskutieren die FDP Frauen Graubünden am 9. Juni an einem Stammtisch den Frauenstreik und die Gleichstellung. Es sind auch Nicht-Mitglieder willkommen.
Programm Feministischer Streiktag in Chur
Ab 14 Uhr Einrichten und streiken auf dem Arcas. «Nimm eine Decke/Liegestuhl und Zvieri mit»
15 Uhr Musik mit Maryon Capararo Castro und Schilder Malen
15:24 Uhr Lärm gegen Lohn- und Rentenungleichheit. «Nimm ein Lärminstrument mit!»
16 Uhr Feministisches Speeddating
16:15 Uhr Musik mit Maryon Capararo Castro und Kultur
17 Uhr Bewilligte Demonstration
Route: Arcasplatz – Obere Gasse – Untere Gasse – Kornplatz – Rathausgasse – Poststrasse – Bahnhofstrasse – Alexanderplatz – Quaderstrasse – Kauffmannstrasse – Theaterplatz – Kreisel Untertor – Reichsgasse – Storchengasse – Poststrasse – St. Martinsplatz – Arcasplatz
18 Uhr Reden
Ab 18:30 Uhr Ausklingen in der Werkstatt, Untere Gasse 9, Chur
(Symbolbild: GRHeute)