Sozialhilfequote sinkt weiter

Sozialhilfequote sinkt weiter

GRHeute
05.06.2024

Im Jahr 2022 bezogen 2328 Bündnerinnen und Bündner zumindest einmal wirtschaftliche Sozialhilfe. Das sind 210 Personen weniger als 2021. Die Sozialhilfequote sinkt damit auf 1,2 Prozent und liegt weiterhin unter dem nationalen Durchschnitt von 2,9 Prozent.

Geraten Menschen in der Schweiz in eine finanzielle Notlage, können sie sich an die Sozialhilfe wenden. Diese garantiert ein soziales Existenzminimum, wenn der eigene Lohn und andere finanzielle Hilfen nicht ausreichen oder nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen. Im Jahr 2022 wurden 2328 Personen im Kanton Graubünden durch die Sozialhilfe unterstützt. Das sind 1,2 Prozent der kantonalen Bevölkerung. Diese Quote ist eine der tiefsten der Schweiz, wie die Standeskanzlei des Kantons Graubünden am Mittwoch mitteilte. Der schweizweite Durchschnitt liegt im Jahr 2022 bei 2,9 Prozent.

Weniger Neueintritte in die Sozialhilfe

2022 gab es deutlich weniger Neueintritte in die Sozialhilfe als in den Vorjahren. 2022 wurden 447 neue Dossiers eröffnet, 2021 waren es 467 Dossiers und 2020 590 Dossiers. Dies weist auf eine gute wirtschaftliche Lage mit einer erhöhten Arbeitsnachfrage hin. Entsprechend sank auch die Arbeitslosenquote in Graubünden von 1,5 Prozent in 2021 auf 1 Prozent in 2022.

Ablösung aus der Sozialhilfe aufgrund einer verbesserten Erwerbssituation

Insgesamt konnten 548 Dossiers abgeschlossen werden, was mehr als einem Drittel der geführten Dossiers entspricht. Der Hauptgrund dafür ist eine Verbesserung der Erwerbssituation: 192 Personen (36,9%) traten aufgrund der verbesserten Erwerbssituation aus der Sozialhilfe aus. Dies ist eine leichte Zunahme im Vergleich zu 2021 (36,0%) und deutlich höher als 2020 (26,3%), als die Situation auf dem Arbeitsmarkt aufgrund der Corona-Pandemie noch angespannter war.

Anstieg bei Sozialhilfebeziehenden mit Asylhintergrund

Flüchtlinge mit Asyl werden in den ersten fünf Jahren ab Einreichung des Asylgesuches durch den Bund finanziell unterstützt. Bei den vorläufig aufgenommenen Flüchtlingen und vorläufig aufgenommenen Personen dauert die Unterstützung durch den Bund sieben Jahre ab Einreise. Danach befinden sie sich in der finanziellen Zuständigkeit des Kantons und werden in der Statistik der wirtschaftlichen Sozialhilfe ausgewiesen.

2015 nahmen die Asylgesuche in der Schweiz aufgrund der anhaltenden Konflikte in Syrien, in Afghanistan und im Irak sprunghaft zu. Dieser Anstieg zeigt sich zeitverzögert auch in der Sozialhilfe. Die Anzahl Sozialhilfebeziehender mit Asylhintergrund ist im Jahr 2022 gegenüber der Vorjahresperiode um 17 Personen auf 559 gestiegen. Damit erhöht sich auch der Anteil der Sozialhilfebeziehenden mit Asylhintergrund gemessen am Total der Sozialhilfebeziehenden von 21,4 Prozent (2021) auf 24,0 Prozent (2022).

Vor dem Hintergrund dieser Verschiebungen stellt sich die Frage nach den längerfristigen Ablösungsprozessen aus der Sozialhilfe von Personen aus dem Asylbereich. Längsschnittanalysen zeigen, dass bei den Asylsuchenden, welche im Jahr 2016 in die Schweiz eingereist sind und dem Kanton Graubünden zugeteilt wurden, der Anteil Sozialhilfebeziehender im Jahr nach der Einreise bei rund 92,4 Prozent lag. Im Jahr 2022 beziehen noch 54,2 Prozent dieser Personengruppe Sozialhilfe. Im Vergleich zur Gesamtschweiz ist dies ein tiefer Wert, der entsprechende Anteil für die Gesamtschweiz beträgt 2022 69,5 Prozent.

Werden aus derselben Personengruppe (auch Kohorte genannt), nur Sozialhilfebeziehende im erwerbsfähigen Alter (15–64-Jährige) betrachtet, wird sichtbar, dass der Anteil an Erwerbstätigen über die Jahre zunimmt. 2016 lag er bei 5,3 Prozent und sechs Jahre später im Jahr 2022 liegt er in derselben Gruppe bei 50,0 Prozent.

Gesellschaftliche Gruppen mit dem höchsten Sozialhilferisiko

Die gesellschaftlichen Gruppen mit dem höchsten Sozialhilferisiko verändern sich kaum. Erstens sind Kinder und Jugendliche deutlich stärker von der Sozialhilfe betroffen als alle anderen Altersgruppen. In der Alterskategorie der 0 bis 17-Jährigen beträgt das Sozialhilferisiko 2,5 Prozent. Damit ist die Sozialhilfequote in dieser Altersgruppe mehr als doppelt so hoch wie der kantonale Durchschnitt. Dies liegt daran, dass Familienhaushalte häufiger auf die Unterstützung der Sozialhilfe angewiesen sind als Haushalte ohne Kinder.

Zweitens sind Einelternfamilien mit Kindern deutlich stärker gefährdet als alle anderen Haushaltstypen. Die Quote der Haushalte mit Sozialhilfebezug liegt im Kanton Graubünden bei 1,3 Prozent. Bei Einelternhaushalten liegt die Quote bei 12,4 Prozent.

Drittens erhöht ein geringes Ausbildungsniveau das Sozialhilferisiko ebenfalls signifikant. Personen ohne Berufsbildung sind in der Sozialhilfe stark übervertreten. Während im Kanton Graubünden 13,6 Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 64 Jahren keine Berufsbildung haben, liegt der Anteil bei den Sozialhilfebeziehenden bei 50,3 Prozent.

(Symbolbild: Pixabay)

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