Selbstverständlich kann man für oder gegen olympische Spiele sein. Und es wäre einfach, den Volksentscheid nur als Nein zu olympischen Spielen zu interpretieren und zur Tagesordnung überzugehen. Vielleicht mit Kritik an die Initianten, die es nicht fertig gebracht haben mit einer Zürcher Agentur das olympische Feuer in Graubünden zu entfachen.
So einfach ist es jedoch nicht. Der klare Entscheid zeigt auch, dass sich in unserem Kanton Resignation breit macht: Einbrüche im Tourismusgeschäft, Folgen der Zweitwohnungsinitiative, Geburteneinbruch mit der zunehmenden Schliessung von Dorfschulen, Milliardenverlust im Energiebereich, kritische Haltung gegenüber Unternehmen (Steuerreform), Abwanderung von qualifizierten Jugendlichen aus den Talschaften und anderes mehr prägen das Bild. Alarmierend sodann die schonungslose Analyse von Avenir Suisse, die einen geordneten Rückzug aus dem Berggebiet verlangt.
Man kann es drehen wie man will: Wir kommen nicht weiter, wenn wir nach Zurich pendeln, um dort zu arbeiten (auch wenn man einen Weg findet, die Reisekosten subventionieren zu lassen), weil wegen der Investitionsschwäche in Graubünden immer mehr Arbeitsplätze in Frage gestellt werden. Analysiert man nämlich unser Volkseinkommen, so stellt man fest, dass ein immer grösserer Teil von Subventionen und Sozialtransfers abhängig ist. Und diese Geldflüsse werden – nicht nur von Avenir Suisse – zunehmend in Frage gestellt.
Die Alternative ist klar: Entweder tun wir uns zusammen und schaffen attraktive Investitionsmöglichkeiten – sie allein entscheiden über eine positive Zukunft unseres Kantons – oder wir setzen den eingeschlagenen Weg fort und akzeptieren, dass auf lange Sicht statt Menschen Bären, Wölfe und einige träumerische Politiker Graubünden besiedeln und bei uns das Sagen haben. Es ist an der Zeit, darüber nachzudenken, wie die Voraussetzungen geschafft werden können, dass sich Leistung in unserem Kanton bezahlt macht und nicht nur das Streben nach Unterstützung und Subventionen.
(Bildmontage: GRHeute)