Jägerinnen und Jäger müssen auf den ersten Blick erkennen, wo ein Wildtier getroffen werden muss, damit ein Schuss sofort tödlich ist. Gleichzeitig soll das Wildbret nicht verunreinigt werden. Je nach Winkel, wie das Tier sich präsentiert, ist dies schwierig. Um diese Problematik sichtbar zu machen und die Jägerschaft dafür zu sensibilisieren, erstellte das Amt für Jagd und Fischerei in Zusammenarbeit mit weiteren betroffenen Ämter und Verbänden einen interaktiven Online-Trainer.
Bevor die Bündner Jägerinnen und Jäger mit der Situation konfrontiert werden, auf ein Wildtier zu schiessen, durchlaufen sie eine ausführliche Ausbildung. Neben dem Üben mit dem Gewehr im Schiessstand besteht sie aus dem Studium von Büchern und dem Besuch von Theorielektionen, wie die Standeskanzlei des Kanton Graubündens am Mittwoch mitteilt. Ein weiterer wichtiger Teil der Ausbildung sind die LARGO-Kurse, in denen Wildtierkörper als Anschauungsmaterial bereitliegen.
«Bisher war es nicht möglich, den Wildtierkörper und die einzelnen Organe im Alltag anzuschauen und zu durchleuchten. Durch einen neu erstellten Online-Trainer wird dies für die Jägerschaft nun möglich. Dieser interaktive Online-Trainer ergänzt den Katalog an Lernhilfen und bietet eine Unterstützung bei der Ausbildung.»
Information und Interaktion
Die Interaktion mit dreidimensionalen Modellen von verschiedenen Wildtieren soll den Nutzerinnen und Nutzern die innere Anatomie der Tiere näherbringen. Der interaktive Online-Trainer ist dazu in drei Bereiche gegliedert: Wildtieranatomie, Schusssimulation und Wildbrethygiene. Der erste Teil bietet die Möglichkeit, Informationen zu den Organen der Wildtiere abzurufen und diese ein- und auszublenden. Die dreidimensionalen Tiermodelle können dazu in alle Richtungen gedreht und die verschiedenen Bereiche vergrössert werden. In einem zweiten Bereich kann der Schuss auf ein Tier simuliert werden. Dabei lässt sich erkennen, welche Organe getroffen würden und welchen Effekt dies auf das Tier haben könnte. Im dritten Bereich finden sich Informationen und Bilder zur Wildbrethygiene. Dabei wird erklärt, wie Jägerinnen und Jäger je nachdem wie ein Tier getroffen wurde, vorgehen sollen.
Verantwortung bleibt bei Jägerschaft
Die Webapplikation richtet sich in erster Linie an Jägerinnen und Jäger, die ihr Wissen ausbauen oder auffrischen möchten. Gerade wenn noch keine grosse aktive Jagderfahrung vorhanden ist, kann die Simulation unterstützen. Ebenfalls wird die nicht jagende Bevölkerung eingeladen, die Webanwendung zu nutzen und so mehr über die Wildtieranatomie zu erfahren.
Genutzt werden kann die Webanwendung auf der Website des Amts für Jagd und Fischerei. In einem zweiten Schritt wird eine vereinfachte Version der Simulation über die Lern-App der KoAWJ, der Kommission für Aus- und Weiterbildung des Bündner Kantonalen Patentjäger-Verbandes zur Verfügung gestellt. Die neue Lernhilfe soll als moderne Informationssammlung verstanden werden, ergänzend zur Broschüre der Vereinigung der Schweizer Kantonstierärztinnen und Kantonstierärzte. Sie kann aber nicht die Entscheidung abnehmen, ob geschossen werden soll oder nicht. Dieser letzte Entscheid bleibt in der Verantwortung der Jägerinnen und Jäger.
(Bild: zVg.)