Das Trauerspiel der Linken im Umgang mit Gewalt 

Das Trauerspiel der Linken im Umgang mit Gewalt 

Man stelle sich vor, eine Gruppe Menschen will sich treffen, um über die Zukunft zu sprechen. Da kommt ein wütender Mob daher, schlägt alles kurz und klein mit dem Ziel zu verhindern, dass sich die Gruppe trifft. In etwa so stellt sich die Sachlage des vergangenen G20-Gipfels in Hamburg dar. Natürlich steht die Eskalation in einem grösseren Kontext: Die Gruppe Menschen ist kein Jassklub, sondern es handelt sich um die Mächtigsten der Mächtigen des Planeten. Dies allein weckt bei vielen wohl schon genug Neid, um die Gruppe pauschal als Mörder, Unterdrücker und Imperialisten zu bezeichnen, was für viele Teilnehmer als eine Art Rechtfertigung dient, politische Veränderung über Gewalt zu erzielen. Ironischerweise ist es genau dieselbe Gruppe, die empört die Mahnfinger in die Höhe streckt, wenn Extreme aus dem entgegengesetzten politischen Spektrum zum selben Mittel greifen. Viele Jahre hat der Grossteil der europäischen Medien dieses Spiel mitgemacht: Palästina ist cool und arm, Israel ist ein Mörderstaat. Morales ist moralisch, Berlusconi ist Bunga Bunga. Wenn sich ein paar Dutzend Nazis auf dem Rütli treffen, ist das eine katastrophale Wiedergeburt von Hitler. Wer aber gegen das WEF demonstriert, Polizisten mit Pflastersteinen bewirft, Scheiben einschlägt oder Fassaden von Banken besprayt, ist ein kleiner Robin Hood. Selbst tätliche Angriffe auf (SVP-)Politiker wurden von vielen Medien und linken Politikern nicht als Verbrechen verurteilt. 

Um es klar zu stellen: Rechte Gewalt ist absoluter Müll, dumm und falsch. Aber linke Gewalt ist genauso verachtenswert. Dass deren Verbrechen aber meist noch romantisiert werden, macht es fast noch schlimmer. Ob G20-Gipfel in Hamburg oder WEF in Davos: Die Linke verrenkt sich seit Jahrzehnten gewaltig, um sich nicht von der Gewalt ihrer «Kampftruppen» distanzieren zu müssen. Schon in den 90er Jahren druckste ein ehemaliger Bündner SP-Nationalrat herum, um sich nicht von den Gewaltexzessen der WEF-Gegner distanzieren zu müssen. Man stelle sich mal vor, wie ein bürgerlicher Politiker medial geröstet würde, wenn er sich nicht von gewalttätigen Nazis distanzieren würde. Viel hat sich in den letzten Jahren diesbezüglich nicht geändert: In Deutschland können viele SPD-Politiker auch heute nicht über ihren Schatten springen, die Gewalt in Hamburg zu verurteilen. Auch viele europäische Mainstream-Medien tun sich schwer damit und suchen krampfhaft nach Gründen, der Polizei und vor allem den G20-Nationen die Schuld für die Eskalation in die Schuhe zu schieben. Noch immer sitzen alt-68er oder ihre Kinder an den Redaktionstischen und huldigen dem Loblied einer diffusen anti-kapitalistischen Revolution. Sie haben immer noch nicht gecheckt, dass heute kaum mehr jemand zur Urform des Kapitalismus steht und dass das System ein Prozess ist, der laufend überarbeitet wird.  

Die Demonstranten protestieren derweil gegen Globalisierung und organisieren sich über weltweite Social Networks. Sie schimpfen über multinationale Konzerne und tragen Markenkleider genau dieser Unternehmen. Marx gibts nicht mehr als Poster über dem Bett, sondern als Bildschirmhintergrund auf dem iPhone. In Hamburg griffen die Linksextremen zu so perfiden Mitteln wie, Helikopter-Piloten mit Laserpointern zu blenden, in der Hoffnung, sie stürzten ab. 500 Polizisten – darunter Familienväter und völlig unpolitische Menschen – wurden in Hamburg vom Mob verletzt. Den organisierten Strassenkämpfern ist das egal. Sie kämpfen schliesslich gegen ein System, das die meisten in ihrem «anderen Leben» tatkräftig unterstützen. Und immer noch schafft es die politische Linke nicht, sich klar von diesen Verbrechern abzugrenzen. Erstaunlicherweise kämpfen die organisierten Kampf-Linken zwar gegen das Staatssystem, haben aber kein Problem damit, von demselben System Gelder für ihre «kulturellen» Einrichtungen entgegen zu nehmen. Ob diese «Rote Flora» (wie in Hamburg) oder «Reithalle» (wie in Bern) heisst: Linksextreme Zentren, wo «Straftaten geplant werden», dürfen nicht weiter mit Steuergeldern finanziert werden. Oder können Sie sich vorstellen, dass – am anderen Ende des politischen Spektrums – Nazi-Gruppierungen mit Steuergeldern unterstützt würden? Undenkbar! 

Warum also die Ungleichbehandlung von linken und rechten Extremen? Zum einen ist, wie bereits erwähnt, das linke Gedankengut bei vielen Journalisten Begründung genug. Zum andern liegt der Grund aber vielleicht auch in der Geschichtsschreibung. Während die abscheulichen Gräueltaten der Nazis im zweiten Weltkrieg bekannt sind, in der Volksschule das entsprechende Gewicht erhalten und sich kein einigermassen vernünftiger Mensch mit dem Gedankengut der Nazis identifizieren kann, prangt Hitlers kommunistischer Antipode Stalin neben Churchill und Roosevelt als Weltkriegs-Gewinner in den Geschichtsbüchern. Dass der Zweite Weltkrieg überhaupt erst durch Russlands niederträchtigen Nichtangriffspakt mit Deutschland ermöglicht wurde und Stalin in seiner Amtszeit ebenso viele brutale Morde wie Hitler anordnete, wird in vielen Volksschulen heute noch kaum thematisiert. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sozialistische Gruppierungen im letzten Jahrhundert immer einen Coolness-Bonus hatten, ob sie nun Che Guevara oder RAF hiessen. Selbst wenn sie in der Realität nichts als narzisstische und terroristische Mörder waren. Höchste Zeit, die «Wirklichkeit» nicht immer nur aus einer Perspektive zu beurteilen. 

 

(Bild: Screenshot Youtube)

author

Mathias Braendli

Redaktor Region/Sport
Marketeer, Ex-Journalist und Football-Blogger. Sound: Adam Green, Ryder the Eagle, Bob Dylan, Helloween. TV: Better Call Saul, Game of Thrones, Sport. Buch: Fall & Rise von Mitchell Zuckoff.