Vom 6. bis 22. Februar 2026 finden die 25. Olympischen Winterspiele im grenznahen Milano-Cortina (Italien) statt. Die zu erwartenden Besucherströme, die über Graubünden an die Austragungsorte Livigno und Bormio anreisen werden, stellen den Kanton vor verkehrsplanerische Herausforderungen. Die Regierung hat dazu das von einer kantonalen Arbeitsgruppe erarbeitete Konzept zur Verkehrslenkung genehmigt.
Ein Teil der Wettkämpfe wird im norditalienischen Livigno sowie im nahegelegenen Bormio ausgetragen. Für den Kanton Graubünden bringt insbesondere der Standort Livigno verkehrstechnische Herausforderungen mit sich. An Spitzentagen werden dort bis zu 12 000 Besucherinnen und Besucher erwartet.
Rund ein Drittel davon dürfte über Verkehrswege aus der Schweiz anreisen. Eine kantonale Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern des Tiefbauamts, der Kantonspolizei und des Amts für Energie und Verkehr sowie einer Vertretung aus Italien hat in den vergangenen Monaten intensiv an einem entsprechenden Verkehrskonzept gearbeitet.
Die Umsetzung von Verkehrslenkungsmassnahmen ist sehr wichtig, da die Spiele in die touristische Hochsaison fallen. Ein funktionierender Verkehr liegt sowohl im Interesse der einheimischen Bevölkerung als auch der Bündner Wirtschaft.
Das Konzept im Überblick
Ein grosser Teil der Zuschauerinnen und Zuschauer aus dem Norden und Osten Europas wird die Anreise nach Livigno über den Ofenpass sowie durch den einspurigen, privat betriebenen Tunnel Munt La Schera antreten. Dieser Tunnel stellt ein verkehrstechnisches Nadelöhr dar, das bereits unter normalen Bedingungen sensibel auf ein erhöhtes Verkehrsaufkommen reagiert.
Ziel des Konzepts ist, die Besucherinnen und Besucher so früh wie möglich auf den öffentlichen Verkehr zu lenken. Um in einer kurzen Zeitspanne möglichst viele Personen durch den Tunnel Munt La Schera zu befördern, werden Shuttlebusse eingesetzt. Die Durchfahrt für Privatfahrzeuge wird nur während bestimmter Zeitfenster für einen eingeschränkten Personenkreis möglich sein.
- Der Shuttlebetrieb wird in einem sehr dichten Takt durch den Tunnel Munt La Schera verkehren – in Spitzenzeiten alle 3,5 Minuten. Das ergibt eine Kapazität von rund 17 Bussen pro Stunde.
- Die Shuttlebusse verkehren ab den Bahnhöfen Zernez bzw. Mals (Italien) und ab P+R-Plätzen in Zernez und im Val Müstair nach Livigno.
- Da der Autoverlad am Vereina während der Ferienzeit bereits stark ausgelastet ist, wird ein zusätzlicher P+R-Standort in Landquart geprüft.
- Die Rhätische Bahn (RhB) wird ihre Verbindungen ins Engadin durch die Ausdehnung der Betriebszeiten und zusätzliche Verbindungen attraktiver gestalten.
- Für die Rückreise ins Unterland sind insbesondere am Abend zusätzliche Zugverbindungen vorgesehen.
- Auch die Betriebszeiten der Buslinie 90.811 Zernez – Mals werden ausgedehnt, um die Erreichbarkeit in den Morgen- und Abendstunden zu verbessern.
Weiteres Vorgehen und Finanzierung
Mit der Genehmigung des Verkehrskonzepts wird die kantonale Arbeitsgruppe die Detailplanung ausarbeiten und die Umsetzungsschritte einleiten. Dazu gehören unter anderem die Ausarbeitung und Vergabe der entsprechenden Verträge sowie bauliche Vorbereitungen für die Park+Ride-Anlagen.
Im Dezember wird zudem für die betroffenen Gemeinden und interessierten Kreise im Prättigau, Engadin und den Südtälern eine öffentliche Informationsveranstaltung in Zernez durchgeführt, wo die Details präsentiert werden.
Die Kosten für das Verkehrsmanagement und das Sicherheitsdispositiv betragen voraussichtlich rund 5,5 Millionen Franken, davon sind rund 4,6 Millionen Franken externe Kosten. Diese Kosten bilden nach heutigem Wissensstand die Maximalvariante ab.
In Bezug auf die Finanzierung ist ein Beitrag aus Italien in Aussicht. Falls dieser nicht kostendeckend ist, wird der Rest der Kosten von den Gästen zu tragen sein, indem Gebühren für die Nutzung des P+R sowie des Shuttleservice erhoben werden.
(Archivbild Olympia 2022: GRHeute/Wikipedia)