RhB «emanzipiert» sich von Bund und Kanton

RhB «emanzipiert» sich von Bund und Kanton

Die RhB ist bei der Wahl ihrer Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte nicht mehr von Bund und Kanton abhängig. Künftig entscheidet nur noch die Generalversammlung. Diese wichtigste Statutenänderung wurde an der 134. Generalversammlung in Arosa angenommen.

Es war schon wärmer und intimer, als sich die Aktionäre der Rhätischen Bahn zu ihrer alljährlichen Generalversammlung getroffen haben. Die 134. GV fand am Donnerstag in der Eventhalle Arosa statt – in anderen Jahreszeiten auch als Eishalle bekannt. Es fröstelte draussen, es fröstelte von unten. Dafür heisst das W-Lan: «Arosa loves you».

Dafür versprühten Verwaltungsratspräsident Stefan Engler und Direktor Renato Fasciati herzerwärmende Freude – zumindest für die anwesenden gut 350 Aktionärinnen und Aktionäre. «Für ganz viele der RhB ist dieser Anlass wichtig», sagte Stefan Engler. Die Aroser Gemeindepräsidentin Yvonne Altmann bezeichnete es als «Klassentreffen». Herzerwärmende Worte kamen auch von der höchsten Bündnerin, Aita Zanetti. Sie beschrieb ihre Reisen von Scuol nach Chur dermassen schön, dass Stefan Engler den Text für Marketing-Zwecke gebrauchen will: «Es klingt wie Musik, wenn eine freundliche Stimme eine Ansage macht. Die Landschaft verändert sich, die Sprache auch.»

Neben der warmen Worte und den warmen Händedrücken gab es auch knallhartes Business: Die Zahlen für 2021, die die RhB bereits im April veröffentlichte, weisen für letztes Jahr ein Plus von 300’000 Franken aus – weil mit Hilfe von Bund und Kantonen ein Defizit von 1,7 Millionen Franken verhindert werden konnte. «Stolze» 361 Millionen Franken wurden letztes Jahr investiert, das ist ein bisschen weniger als 2020, als 450 Millionen investiert wurden. Aber alle vier Wochen ein neuer Zug, bis die alte Flotte von den Gleisen verschwindet, plus ein neuer Tunnel: Gibt es alles nicht gratis.

Ein bisschen hat sich die RhB am Freitag auch von Bund und Kanton emanzipiert. «Es ist die erste Statutenänderung seit langem und wurde einfach übergeordnetem Recht angepasst», sagte Stefan Engler. Die neuen Statuten besagen, dass Bund und Kanton nicht mehr über Verwaltungsräte bestimmen sollen, weil sie der Bund und der Kanton sind. Da Bund und Kanton aber die Hauptaktionäre sind, dürfen sie als Hauptaktionäre natürlich immer noch mitbestimmen. Dem Antrag, das Mandat von Stefan Engler um ein Jahr zu verlängern (GRHeute berichtete: Engler geht, Cavigelli kommt), wurde an der Generalversammlung zugestimmt.

In Arosa beginnt jetzt die Sommersaison. Renato Fasciatis Blick in die Glaskugel sieht Folgendes: «Wir werden auch in diesem Jahr Spass haben. Wir werden die Strasse der Gesundung weiter gehen können.» Ein erster Spass steht vor der Türe: In Landquart wird dieses Wochenende 175 Jahre Schweizer Bahnen gefeiert.

(Bild: GRHeute)

 

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.